insider Magazin - Ausgabe2

38 Die Autoren einer OECD-Studie loben demnach die hohe Verbreitung der Riester-Rente und betonen, dass sie ein effektives Instrument für die private Altersvorsorge sei. Andererseits hat die Nachfrage in den letzten Jahren deut- lich nachgelassen, zumal man beachten muss, dass laut Schätzungen von Bun- desregierung und Brancheninsidern etwa 20 bis 25 Prozent aller Verträge ruhend gestellt wurden, sprich: Der Riester-Sparer hat den Vertrag noch im Besitz und ihn bisher auch noch nicht gekündigt, zahlt aber (vorerst) keine Beiträge mehr ein. Riester soll einfacher werden Bereits seit einiger Zeit wird daher dar- über diskutiert, ob und wie die Riester- Rente weiterentwickelt werden kann. Den größten Optimierungsbedarf sehen die Fachleute bei der Vereinfachung des Zulagenverfahrens. Erst zuletzt hat sich der Vorsitzende der GDV-Geschäfts- führung, Jörg von Fürstenwerth , hierzu geäußert und drei wesentliche Verbes- serungsvorschläge benannt. Um das Produkt in Bezug auf Komplexität und Bürokratieaufwand zu vereinfachen, hält er es z. B. für sinnig, die Förderung zu verschlanken. „Alleine im Jahr 2016 gab es 900.000 Rückforderungen für Zulagen, weil die Förderfähigkeit nicht (mehr) gegeben war oder wegen ge- stiegener Einkommen der Eigenbeitrag nicht ausreichte“, so von Fürstenwerth. In diesem Sinne schlägt der GDV vor, dass alle Steuerpflichtigen in die För- derung einbezogen werden sollten und die Zulagenstelle wie auch das Finanz- amt zudem erst prüfen und dann aus- zahlen sollten. Heute ist das Verfahren genau umgekehrt. Darüber hinaus spricht sich der GDV für eine Erhöhung der Förderungen aus: „Die Grundzulage sollte auf 200 Euro und die Förderhöchst- grenze auf 4 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze angehoben werden. Damit wäre die Förderintensität von 2001 wiederhergestellt“, er- klärt von Fürstenwerth. Denn während die Beitragsbemessungsgrenze stetig angewachsen ist, liegt der Höchstbei- trag bei Riester unverändert seit 2001 bei 2.100 Euro. Ein weiterer Wunsch ist ein standardisiertes, auf die wich- tigsten Produkteigenschaften redu- ziertes Riester-Versicherungsprodukt. „Ein Weniger an Wahlentscheidungen vereinfacht auch die Beratung. Wei- terer Hebel für sinkende Kosten ist die Vereinfachung der Zertifizierung und Klassifizierung der Produkte“, so von Fürstenwerth, der weiter erklärt: „Ries- ter-Standardprodukte können – sofern die Förderung deutlich vereinfacht und verbessert wird – neuen Schwung in die private Altersvorsorge bringen.“ Es gilt, Riester für den Online-Vertrieb salonfähig zu machen Vertriebsexperten gehen davon aus, dass mit dem angestrebten standardi- sierten Riester-Produkt 2.0 speziell der Direktvertrieb bedient werden könnte. Das kostengünstige Produkt soll dem- nach über die Online-Kanäle an die Frau und den Mann gebracht werden. Eine Kombination, die gut passen könnte, denn bereits heute sind über 40 Pro- zent der Riester-Neueinsteiger beim Abschluss jünger als 30 Jahre. Bleibt die Frage, inwieweit sich die Politik an den Reformideen beteiligen wird. Im Koa- litionsvertrag von CDU/CSU und SPD heißt es hierzu: „Es ist ein Dialogpro- zess mit der Versicherungswirtschaft anzustoßen mit dem Ziel einer zügigen Entwicklung eines attraktiven standar- disierten Riester-Produkts.“ << mensschwächere, die über die (Kinder-)Zulagen eine hohe Förderquote erreichen können. Auch mittelbar För- derberechtigte haben die Möglichkeit, mit geringem Beitragsaufwand eine hohe staatliche Förderung zu er- zielen.“ Riester steht im Stau Dabei sind es nicht nur die Verbraucherschützer, die gegen Ries- ter wettern. Turnusgemäß meldet sich etwa der frühere CDU-Arbeitsminister Norbert Blüm zum Thema und kritisiert die staatlich geförderte und allgemein privat finanzierte Riester-Rente. Zu- letzt forderte er gar deren Abschaffung. Stattdessen empfahl er höhere Renten- versicherungsbeiträge und den Wegfall des gesetzlichen Renteneintrittsalters. Derartiges Trommeln sorgt zuallererst für viel Unsicherheit beim Verbraucher. Ein Misstrauen mit Folgen für das Neu- geschäft und die Bestandsentwicklung. Wie Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zeigen, belief sich die Anzahl der abgeschlossenen Riester-Verträge zum Ende des drit- ten Quartals 2018 auf rund 16,57 Mio. Zum Vergleich: Ende 2017 lag der Be- stand bei 16,59 Mio. und Ende 2016 bei 16,57 Mio. Kontrakten. Der Bären- anteil der Riester-Verträge entfällt auf die Versicherungsbranche. Rund 10,8 Mio. Policen standen zuletzt auf dem Riester-Konto. Es zeigt sich, dass die ab 2004 (der Bestand lag damals bei etwa 3,5 Mio. Policen) gestartete dynamische Wachstumsphase bis 2011 anhielt. Seit diesem Zeitpunkt pendelte sich der Be- stand bis heute auf um die 11 Mio. Ver- träge ein. Schlimmer noch: Seit 2011 bis heute konstatiert die Assekuranz kleine Bestandsrückgänge (siehe Abb. 1). Als ein Zwischenfazit zur Riester- Entwicklung gilt es festzuhalten, dass das Produkt seit seinem Start im Jahr 2001 bis heute eine deutlich höhere Marktdurchdringung erzielt hat, als z. B. die bAV in 44 Jahren vorweisen kann.

RkJQdWJsaXNoZXIy NzA3OTc4