insider Magazin - Ausgabe2
Nicht gerade wenige Anleger folgten ihm mit ihrem Kapital von PIMCO zu Janus. Allerdings lag Gross wieder mehrfach mit seinen Einschätzungen falsch. 2015 und 2016 kritisier- te er die Anleihekäufe der Notenbanken scharf. Sie würden zu einer neuen verheerenden Finanzkrise führen. Tatsächlich aber gelang der Fed die Zinswende und zumindest ein teil- weiser Abbau ihrer Anleihebestände. Teuer für seine Fonds- anleger wurde die Prognose, der Renditeabstand zwischen amerikanischen und deutschen Staatsanleihen werde sich deutlich verringern. Das Gegenteil war bekanntlich der Fall. Dabei blieb der Anstieg der amerikanischen Anleiherenditen gleichzeitig viel geringer, als Gross vorausgesagt hatte. Als Ergebnis dieser Fehleinschätzungen verlor der Anteilswert des größten von ihm verwalteten Fonds 2018 fast 4 Prozent, woraufhin die Anleger fast die Hälfte des Fondsvermögens abzogen. Zum Jahreswechsel war Gross’ Fonds nur noch knapp 1 Mrd. Dollar groß, wovon ein nicht unerheblicher Teil zu seinem Privatvermögen zählen dürfte. Anfang Februar er- klärte Bill Gross, nunmehr 74 Jahre alt, das Ende seiner Karri- ere als Fondsmanager. Star-Fondsmanager Edouard Carmignac So weit ist es bei Edouard Carmignac noch nicht. Der Fran- zose ist zwar nur dreieinhalb Jahre jünger als der US-Ame- rikaner Gross, aber vor allem noch Mehrheitseigentümer sei- ner im Jahr 1989 gegründeten Fondsgesellschaft Carmignac Gestion. Flaggschiff der Gesellschaft ist der im selben Jahr gestartete Mischfonds „Patrimoine“, den Edouard Carmignac persönlich managte. Viel Aufmerksamkeit, Lob und schließ- lich Mittelzuflüsse erntete Carmignac für sein Management in der Finanzkrise 2008. Dem Patrimoine gelang in einem Bör- senjahr, das fast allen Konkurrenten hohe Verluste bescherte, eine „schwarze Null“. Schon in der Baisse 2001/2002 hatte sich der Patrimoine als recht stabil erwiesen, in guten Jahren aber immer wieder den Aufwind der Aktienmärkte nutzen können. Dieser Erfolg brachte ihm den Ruf eines Felses in der Brandung und hohe Kapitalzuflüsse ein. In seiner Hochphase war der Carmignac Patrimoine mehr als 28 Mrd. Euro groß. Doch in dem veränderten Börsenumfeld nach der Finanzkrise gelang es nicht mehr, an die früheren Erfolge anzuknüpfen. 2018 war schließlich das neunte Jahr in Folge, in dem der Patrimoine hinter seinem Vergleichsindex zurückblieb. 2017 und 2018 gehörte der Fonds jeweils zu den schlechtesten 10 Prozent der ausgewogenen Mischfonds. Im Januar dieses Jahres gab Edouard Carmignac den Rückzug aus dem unmittelbaren Fondsmanagement bekannt, der nun- mehr mit weniger als 14 Mrd. Euro kaum noch die Hälfte sei- ner einstigen Größe hat. Edouard Carmignac bleibt allerdings in einem neu geschaffenen „Strategic Investment Committee“ maßgeblich für die Strategie der Carmignac-Fonds mitverant- 33 wortlich, die seit jeher von seinen makroökonomischen Ein- schätzungen geprägt ist. Ob diese neue Struktur von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt abzuwarten. Keine Kontinuität Der naheliegenden Frage, ob man als Anleger früheren Star- Fondsmanagern die Treue halten oder bei Anzeichen einer Schwäche zu anderen Fonds wechseln sollte, gingen unlängst US-Forscher um den Kapitalmarktökonomen Robert Arnott nach. Sie analysierten dazu alle Ergebnisse der rund 3.300 Investmentfonds für den US-Aktienmarkt seit 1990. Sortiert man die Fonds nach ihren Ergebnissen über rollierende Drei- Jahres-Zeiträume und betrachtet man deren Ergebnisse in den jeweils folgenden drei Jahren, zeigt sich, dass Vergan- genheitsergebnisse ein schlechter Indikator für zukünftige Er- gebnisse sind. Im Gegenteil: Das beste Fünftel an Fonds lag in den folgenden drei Jahren durchschnittlich rund einen Pro- zentpunkt unter dem Durchschnitt der Fonds, die zuvor das schlechteste Fünftel bildeten. Das legt den Eindruck nahe, die Gewinner von gestern werden die Verlierer von morgen und umgekehrt. Die Ursache für dieses Phänomen ist aber nicht die wechsel- hafte Leistung der Fondsmanager. Es gibt durchaus Manager, die dauerhaft bessere Leistungen erzielen können. Das zeigen andere Untersuchungen, u. a. von Dachfonds-Anbietern wie Sauren aus Köln. Allerdings werden diese Effekte in der Regel von anderen Einflussfaktoren überlagert. Zum einen ziehen erfolgreiche „Star-Fondsmanager“ viele Anlegergelder an, was es häufig erschwert, die früher bei kleinerem Fondsvo- lumen erfolgreiche Strategie unverändert fortzusetzen. Zum anderen durchlaufen die Börsen Zyklen unbestimmter Dauer, in denen verschiedene Ansätze unterschiedlich abschneiden: Bestimmen die Notenbanken mit ihrer Geldpolitik das Börsen- geschehen oder setzen sich realwirtschaftliche Entwicklun- gen durch? Schneiden Standardwerte besser ab als Neben- werte, Value-Substanzwerte besser als Wachstums- oder Qualitätsaktien? Weil Fondsmanager in der Regel ihrem Ma- nagementstil treu bleiben, folgen auf überdurchschnittliche Phasen meist Jahre, in denen dieselben Fondsmanager mit den gleichen Strategien unterdurchschnittlich abschneiden. Das Wechselspiel dieser Phasen auf Dauer richtig zu prog- nostizieren, hat sich bislang als unmöglich erwiesen. << Dirk Arning Vorstand Drescher & Cie AG E-Mail: kontakt@drescher-cie.de Telefon: +49 2203 20299-0
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