insider Magazin - Ausgabe2
sagen: die identifizierten Megatrends von heute haben das Zeug dazu, später einmal als Ursprung eines weiteren Kond- ratjew-Zyklus gesehen zu werden. Universell einsetzbare Formel gibt es nicht Wenig verwunderlich mag in diesem Zusammenhang der Umstand anmuten, dass es keine allgemeingültige Liste die- ser Transformationsprozesse in die Zukunft gibt, sondern le- diglich Verständigungen auf Merkmale, Mehrfachnennungen oder Zustimmung zu Trends, die andere Asset-Manager und Wissenschaftler meinen, für sich identifiziert zu haben. Un- ter anderem finden sich in diesen Aufzählungen Schlagworte wie demografischer Wandel (Bevölkerungswachstum, parti- elle Überalterung, Urbanisierung), Digitalisierung (Robotics, Big Data, künstliche Intelligenz), Nanotechnologie, Sicherheit, Lifestyle (Wellness, Unterhaltung, Reisen, Teilen statt Besitz) und Nachhaltigkeit (Umwelt- und Klimaschutz, Ressour- ceneffizienz, Governance). Beim Studium dieser Aufzählung wird deut- lich, dass es sich bei abgeleiteten Invest- mentstrategien zumeist nicht um Bran- chenfonds im Sinne der Spezialisierung auf gleichartige Firmen einer einzelnen Branche handelt, sondern um Anlage- lösungen, denen Titel verschiedener Branchen mit einer gemeinsamen the- matischen Schnittmenge zugeordnet werden können. Beispielhaft verdeut- licht: In einem Branchenfonds „Pharma“ finden sich verschiedene Pharmaunter- nehmen mit mehr oder weniger gleichge- richteten Geschäftsmodellen. In einem Demo- grafie-Fonds, der u. a. auf die Überalterung der Gesellschaft setzt, können Pharma-Unternehmen (Medi- kamente und Pflege), Finanzwerte (Vermögensverwaltung), aber auch Touristik-Firmen (Reisen und Unterhaltung) und vieles mehr vertreten sein. Dieser Umstand ist insofern von großer Bedeutung, als er sich entscheidend auf die Diversifikation der Fonds auswirken ie Anlageidee der Megatrends unterstellt, dass es langfristige, nicht selten generationsübergreifende große Strömungen und Kräfte gibt, die kurz- und mittelfristige Entwicklungen wie Moden, Krisen und Zyklen überlagern oder sich doch zumindest durch sie – wie der sprichwörtliche rote Faden – hindurchziehen. Diese nachhal- tigen strukturellen Veränderungen können auf Technologien beruhen, aber auch auf gesellschaftlichen Verhaltensphäno- menen und Notwendigkeiten. Im Regelfall wirken sie global, sind nicht einwandfrei gegenüber anderen Trends abgrenz- bar und bedingen sich oftmals gegenseitig. Wer ihnen folgt, erhält Orientierung, wo Handelskonflikte, Brexit oder auch die Geldpolitik der Notenbanken ablenken oder zu verwirren dro- hen. Was Megatrends auszeichnet Dabei identifiziert der Megatrend Anlagechancen in Form jener Branchen und Unternehmen, die das größte und konstanteste Wachstum versprechen, da ihre Geschäftsmodelle und -entwicklungen gleichsam systematisch von den Megat- rends positiv beeinflusst werden. Im Umkehrschluss wohnt der Konzent- ration auf Megatrends in der Theorie insofern auch ein gewisser Schutzme- chanismus inne, dass man unterstellt, auf diesem Wege jene Branchen und Firmen zu meiden, die unter den er- warteten disruptiven Veränderungen besonders stark leiden sollten – wer sich nicht anpasst, wird verdrängt. Dem Wesen nach sind die „Megatrends“ den sog. „Kondratjew-Wellen/-Zyklen“ nicht unähnlich, denen Paradigmenwechsel und in ihrem Zusammenhang erfolgte Innovationsinvestitionen unterstellt werden. Impuls- geber der Wellen, so die Verfechter dieser Theorie, waren in der Vergangenheit zumeist technische Entwicklungen wie die Dampfmaschine, die Elektrotechnik, der Computer und das Internet, die bahnbrechende Umwälzungen in der Produktion und Organisation nach sich zogen. Man könnte es auch so 28 INVESTIEREN IN MEGATRENDS Sie heißen „Thematica“, „Mega Trend“ oder auch „Global Themes“ und sie konzentrieren sich als Fonds ihrem Selbstverständnis nach mit dem Ziel einer risikoadjustierten Outperformance breiter gefasster Anlageuniversen auf herausragende, den Markt nachhaltig prägende Themen und Trends. © Cara-Foto - stock.adobe.com
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NzA3OTc4