BCA_insider Ausgabe 01/25

47 KAPITALANLAGEN zent gesunken und die realen Konsumausgaben stagnieren bzw. haben eine leicht negative Tendenz. Die Angst vor steigender Inflation hat bereits zugenommen. Die Vorhersagen des GDPnow, auch wenn diese oft mit einer höheren Fehlerquote versehen sind, prognostizieren ein deutlich negatives Wachstum für das erste Quartal 2025. Trump, seine Agenda und nicht zuletzt seine wechselhafte Art des Politikverständnisses machen die Zukunftsaussichten nicht gerade rosig. Die Börse reagierte eher verschnupft auf seine Einlassungen, dass die Zölle zu wirtschaftlichen Belastungen für die Verbraucher führen könnten. In der Summe hat der US-Präsident viele Akteure mit seiner aggressiven Rhetorik und dem Aufruf zu drastischen Importzöllen verschreckt. Roman Przibylla, Head Investments bei Maverix Securities, fasst zusammen: „Besonders heikel: Trump und seine Verbündeten, darunter auch Elon Musk, scheinen dieses Vorgehen nun weiter zu forcieren. Doch was passiert, wenn das Vertrauen in diesen politischen Kurs zunehmend schwindet? Die kommenden Monate werden somit zum Lackmustest.“ Frische Impulse könnten einerseits von guten Unternehmenszahlen, andererseits auch von in Aussicht gestellten Zinssenkungen der Fed im weiteren Jahresverlauf herrühren. „Die Fed muss mit Abwärtsrisiken beim Wirtschaftswachstum zurechtkommen, während sich für die Inflation gleichzeitig Aufwärtsrisiken abzeichnen. Kurzfristig wird die Fed angesichts der Inflationsgefahr wahrscheinlich dazu neigen, ihre Geldpolitik weiterhin restriktiv zu gestalten, aber das könnte sich schnell ändern“, so eine Einschätzung von Michael Krautzberger, Globale CIO Fixed Income bei AllianzGI. Die Fed hat ein duales Mandat, und das macht die Dinge nicht unbedingt einfacher. Zum einen schielt sie auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt, zum anderen auf die Inflationsentwicklung. In jüngster Vergangenheit war der Fokus leicht auf den Arbeitsmarkt gerichtet. Seit Oktober vergangenen Jahres zeigte die Inflation leicht nach oben mit dem Peak im Januar 2025. Im Februar sank die Teuerungsrate wieder auf aktuell 2,8 Prozent. Die Kernrate lag bei 3,1 Prozent. Trumps aggressive Zollpolitik dürfte die Inflationsrate wieder steigen lassen. Julian McManus, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors, bemerkt in diesem Zusammenhang: „Aus US-Perspektive glauben wir, dass die von der TrumpRegierung angekündigten Zölle die Inflation hartnäckiger machen werden und die Fed daher wahrscheinlich noch nicht einmal marginale Zinssenkungsschritte durchführen wird. Das Hin und Her in der Kommunikation der US-Handelspolitik könnte zu einem Investitionsstreik der Unternehmen führen.“ Insofern gibt es aktuell sowohl Stimmen und Argumente, die sich für weitere Zinssenkungen im Jahresverlauf heranziehen lassen, als auch jene, die das kategorisch ausschließen und auf den möglichen Anstieg der Inflation infolge der Zölle verweisen. Im Gesamtkanon zur Einschätzung der US-Wirtschaft und dem Potenzial der US-Aktienmärkte spielt natürlich auch der Dollar eine entscheidende Rolle. Während Zölle vordergründig als Mittel eingesetzt werden, um Handelspartner zu Zugeständnissen zu bewegen, hat ein starker Dollar einen nicht unerheblichen Nebeneffekt: Aus amerikanischer Sicht werden Exporte teurer und Importe günstiger. Doch wie stark darf der Dollar sein? Hintergrund ist, dass die US-Währung seit Herbst vergangenen Jahres enorm an Wert gegenüber unserer Gemeinschaftswährung gewonnen hatte. Der Euro schwächelte; manche Marktteilnehmer sprachen sogar von einer baldigen Parität. Seit Anfang März hat der Euro deutlich an Wert gewonnen. Sorgen um die USWirtschaft waren ein Grund für die Schwäche des Greenbacks. Gleichzeitig hat die Hoffnung auf eine stabile Regierung in Deutschland und mögliches Wachstum den Euro verteuern lassen. US-Exposure reduzieren – Volatilität hoch Welche Schlussfolgerungen lassen sich ableiten? Für die USA ist das aktuelle Bild zweigeteilt: Zum einen ist die US-Wirtschaft trotz Schwächesymptomen noch vergleichsweise robust und ein Einbruch am Arbeitsmarkt ist nicht auszumachen. Auch die Quartalsergebnisse vieler Unternehmen wurden zufriedenstellend aufgenommen. Die viel gepriesenen Techwerte und im Besonderen die Magnificent Seven sind hierbei nicht unbedingt richtungsweisend; sie wurden teilweise nach massiven Anstiegen in der Vergangenheit jüngst abgestraft. Der US-Markt ist jedoch etwas ins Schlingern gekommen, nicht zuletzt durch die neue USAdministration und die teilweise sehr verstörende Politik. Investoren schielen jetzt wieder vermehrt auf Opportunitäten in Europa. Abschreiben sollte man die Vereinigten Staaten aber keinesfalls. Tabelle 1: S&P 500 Performance Zeitraum damals aktuell ± ±% 1 Woche 5.770,20 5.638,94 -131,26 -2,27 % 2 Wochen 5.954,50 5.638,94 -315,56 -5,30 % 1 Monat 6.114,63 5.638,94 -475,69 -7,78 % Year-to-date 5.881,63 5.638,94 -242,69 -4,13 % 3 Monate 6.051,09 5.638,94 -412,15 -6,81 % 6 Monate 5.626,02 5.638,94 12,92 0,23 % 12 Monate 5.150,48 5.638,94 488,46 9,48 % 36 Monate 4.173,11 5.638,94 1.465,83 35,13 % Quelle: https://www.boerse.de/performance/SundP-500/US78378X1072, Abruf am 16.03.2025

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