BCA_insider Ausgabe 01/25

3 3 VERSICHERUNGEN Heike Siegl, Pressesprecherin der Allianz Lebensversicherungs-AG, weist noch auf einen weiteren wichtigen Aspekt hin: Frauen müssen sich genauso mit ihrer finanziellen Situation beschäftigen wie Männer, weil sie eine höhere Lebenserwartung haben. Der GenderPension-Gap (siehe Textkasten oben) in Deutschland sei, so Siegl, mit etwa 40 Prozent besonders hoch. Wer sich z. B. in der Familienphase stärker um die Kinder kümmert, zahle meist weniger in die eigene Altersvorsorge ein (gesetzlich, betrieblich und privat). Das sollten beide Partner besprechen. Ein Vergleich der Rentenbescheide könne hier schon Transparenz über die jeweilige Vorsorgesituation schaffen. Experte Martin empfiehlt Frauen, möglichst früh mit der Altersvorsorge zu beginnen – idealerweise durch eine Kombination aus privater und betrieblicher Vorsorge. Ein besonders wichtiger Punkt sei die Flexibilität: „Altersvorsorgeprodukte sollten so gestaltet sein, dass Beiträge bei Bedarf, etwa in Elternzeiten, reduziert und später wieder erhöht werden können.“ Auch der Hinterbliebenenschutz sei essenziell – gerade bei Ehepartnern sollte darauf geachtet werden, dass im Todesfall eine ausreichende Absicherung bestehe. Nicht auf gesetzliche Rente alleine verlassen Viele Menschen haben keine oder nur eine unzureichende private Altersvorsorge. Wie das Demografieportal vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung zeigt, bezieht nur ein Drittel der über 65-Jährigen Einkommen aus privater Vorsorge. Im Durchschnitt erhielten sie daraus monatlich 420 Euro. Allianz-Frau Siegl stellt fest, dass die gesetzliche Rente den meisten Menschen nicht ausreichen wird, ihren Lebensstandard im Alter zu halten. Deshalb sei es wichtig, sich mit der eigenen Vorsorgesituation zu beschäftigen – und zwar immer wieder. Ergänzend zur Digitalen Rentenübersicht stellt die Allianz Leben mit dem „Allianz Rentenkompass“ eine kostenlose Anwendung zur Verfügung, die dies möglichst leicht macht. Dazu kommt, dass das deutsche Rentensystem zunehmend unter Druck gerät. Da es nach dem Umlageverfahren aufgebaut ist, werden die eingezahlten Beiträge unmittelbar zur Finanzierung der Leistungsberechtigten herangezogen. Man lebt quasi von der Hand in den Mund. Und es werden in den nächsten Jahren 15 Mio. Babyboomer von Zahlern in die Rentenkasse zu Empfängern. Die Allianz-Pressesprecherin erläutert, dass durch den demografischen Wandel die Zahl der Rentner bis Mitte 2030 um 25 Prozent auf 20 Mio. ansteigt. Dadurch steigen auch die Rentenausgaben. Schon heute liege der Finanzierungsanteil des Bundes an der deutschen Rentenversicherung bei aktuell 112 Mrd. Euro jährlich – das ist ein Drittel der Gesamtrentensumme in Deutschland. Die Altersarmut ist real. Doch wie die Lücke schließen? Verbraucherschutzorganisationen empfehlen vielfach aus Kostengründen keine Versicherungsprodukte, sondern eher ETF-Sparpläne. Allianz-Expertin Siegl empfiehlt dagegen, dass die Basis für die eigene Altersvorsorge ein Einkommen sein sollte, das im Alter ein Leben lang die grundlegenden Ausgaben abdeckt, und das unabhängig von Schwankungen am Aktienmarkt oder vom Ende eines Auszahlplans. „Ist diese Basis gesichert, kann sie durch Produkte zum Vermögensaufbau ergänzt werden“, so Siegl. Auch Experte Martin (die Bayerische) ist in Bezug auf ETF-Sparpläne skeptisch. Diese könnten für junge Menschen eine attraktive Option zur Vermögensbildung sein. Neobroker wie Scalable Capital oder Trade Republic machten es heute so einfach wie nie, in den Kapitalmarkt zu investieren. Doch: „Wer Altersvorsorge nur über ETFs oder Neobroker aufbaut, geht hohe Risiken ein. Denn das zentrale Ziel der Altersvorsorge ist finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit im Ruhestand.“ Und genau hier liege das Problem: „Wie lange muss das Geld reichen? Wie viel kann ich monatlich entnehmen, ohne mit 80 oder 90 Jahren vor einem leeren Konto zu stehen? Niemand weiß vorab, wie lange er genau lebt – zum Glück.“ Besonders wichtig sei in diesem Zusammenhang die garantiert lebenslange Rentenzahlung einer Rentenversicherung. Darin liege zugleich eine enorme Chance für den Vertrieb. „Denn eine vollumfängliche Altersvorsorge, die für finanzielle Unabhängigkeit im Rentenalter sorgt, ist nicht trivial und erfordert stets eine umfassende und individuelle Beratung“, so Martin. Bestätigt wird dies durch die Wissenschaft: Beratung schützt vor Altersarmut. So stellt Professor Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund fest, dass sich Kunden, die sich beraten lassen, mehrheitlich Vermögensbildung und Vorsorge betreiben. Am schlechtesten versorgt seien diejenigen Kunden, die nach eigenen Angaben auf externe Beratung verzichten und sich selbst über Vermögensbildung und Altersvorsorge informieren. Jeder Dritte von ihnen habe keine Finanzprodukte. „Hier droht am ehesten künftige Altersarmut“, erläutert Beenken. Und: „Die ständige Diffamierung des Vergütungssystems Provision als vermeintliche Wurzel aller Übel trägt nicht zur Vertrauensbildung in Beratung bei.“ Bernhard Rudolf Freier Journalist E-Mail: be.rudolf@gmx.de Telefon: +49 151 21756980 Was Gender-Pension-Gap bedeutet Der Gender-Pension-Gap bedeutet übersetzt die geschlechtsspezifische Altersvorsorgelücke oder Rentenlücke. Sie beschreibt den relativen Unterschied der Alterssicherungseinkommen von Frauen und Männern.

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