Insider Magazin Ausgabe1
Contract-Technik arbeiten, einen kom- petenten Berater benötigen, der ihnen bei der Produktauswahl hilft. Sollte es darüber hinaus erforderlich sein, dem Kunden den Umgang mit Private-Keys oder Wallets zur Verwaltung der Ver- sicherungsverträge zu erklären, könnte diese Aufgabe zusätzlich von Vermitt- lern übernommen werden. Da Block- chain-Prozesse transparent abgebildet werden können, müssen sich Vermittler jedoch darauf einstellen, dass die Pro- visionen öffentlich eingesehen werden können. Daher wird das Provisionsmo- dell, wie es derzeit praktiziert wird, mei- nes Erachtens langfristig nicht haltbar sein. Eine Honorarvergütung ist künf- tig realistischer. Dieser Aspekt könnte auch den Vergleichsplattformen zum Verhängnis werden, da die Nutzer auf einmal sehen können, wie viel Provision die Plattformen dank der Vermittlung erhalten. << jahrelang unter dem Radar wächst, be- vor die Regulatorik aufmerksam wird. So könnte eine dezentrale, schwarm- finanzierte Versicherung geschaffen werden, die dem Versicherungsmarkt nach und nach Kunden entzieht oder vorenthält, lange bevor es von den Branchenvertretern überhaupt bemerkt würde. Dafür ist jedoch noch einiges an Vorarbeit zu leisten. Bislang gibt es das Konzept nur in der Theorie. Was Versicherungen daneben intern und ge- genüber ihren Rückversicherern durch Blockchain abbilden werden, um ihre möglicherweise sehr alten IT-Struktu- ren effizienter zu gestalten, dürfte für den Endkunden relativ unspektakulär und wahrscheinlich unbemerkt bleiben. Der Effekt, etwa bezüglich Kostenopti- mierung durch automatisierte Prozesse, wird wegweisend sein. : Wo zeigt die Blockchain beim Thema Versicherungsprodukte noch Schwächen? Dr. Hosp: Ein großer Kritikpunkt, der jede Blockchain-Anwendung betrifft, ist die Verwaltung des Private-Keys. Verliert ein Nutzer diesen Zugang, so hat er keine Möglichkeit mehr an seine Assets, respektive in diesem Fall Ver- sicherungsleistung, heran zu kommen. Solange es demnach keine massen- taugliche Möglichkeit gibt, den Private- Key für immer zu speichern, wird man auf eine Hybridlösung zurückgreifen müssen. Bereits aus diesem Grund kann es durchaus noch einige Jahre dauern, bis erste Lösungen für die breite Masse auf dem Markt sind. : Welche Auswirkungen wird diese neue Welt auf den Versiche- rungs- bzw. Anlagevermittler haben? Dr. Hosp: Versicherungs- und Anla- gevermittler müssen sich schon heute dem Wettbewerb mit Vergleichsporta- len und Online-Vermittlungsmöglich- keiten stellen. Verbraucher werden da- bei auch für Versicherungsverträge, die im Inneren mit Blockchain oder Smart- 51 : In China und den USA hat die Blockchain-Technologie bereits ziemlich viel Einfluss bei Versicherern oder Banken in Bezug auf das digita- le Produktangebot: Wie schätzen Sie dahingehend die Lage für Deutschland oder Europa ein? Dr. Hosp: Von Kontenabwicklung über Anlagestrategien bis hin zu Ver- tragsmanagement bzw. Schadensab- wicklung als auch Leistungsaus- und Prämieneinzahlung: Etliche Prozesse können bei Banken und Versicherern über die Blockchain effizienter aufge- baut werden. Hinzukommen werden neue innovative Produktangebote als auch Anbieter. Im Ergebnis wird dies etliche Umstrukturierungen in der Bran- che mit sich bringen. Für Deutschland und/oder Europa wird es wichtig sein, spätestens jetzt auf den Blockchain- Zug aufzuspringen, um den Weg durch passende Regulierung freizumachen. Es ist keine Frage mehr, ob die Entwick- lung dahingehend stattfindet, sondern vielmehr, wie diese konkret aussehen wird. Ähnlich wie beim Aufstieg des In- ternets werden jene Unternehmen ver- lieren, die Blockchain als Technik nicht akzeptieren oder ignorieren und daher nicht schnell genug handeln. : Aktuell findet man in Deutschland nur einzelne Versiche- rungslösungen beim Thema Block- chain. Was wäre Ihrer Ansicht nach ein massentaugliches Versicherungs- produkt? Dr. Hosp: Ein großer Disruptor wäre wohl ein Versicherungsprodukt auf Basis eines Smart Contracts, welches Schadensfälle mit Hilfe von so genann- ten Orakeln abwickeln könnte. Dank Einsatz von Data-Analytics u. v. m. lässt sich somit etwa ein Schadensfall auto- matisiert, kostengünstig und sicher re- gulieren. Zudem würde eine Verschlep- pung bei der Zahlung im Schadenfall durch ein solches System komplett wegfallen. Ähnlich wie Bitcoin wäre es theoretisch möglich, dass dieses Projekt BUCHHINWEIS: Dr. Julian Hosp Blockchain 2.0 – einfach erklärt – mehr als nur Bitcoin Gefahren und Möglichkeiten aller 100 innovativsten Anwendungen durch Dezentralisierung, Smart Contracts, Tokenisierung und Co. einfach erklärt ISBN: 978-3-95972-159-2 Preis: 14,99 Euro
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