Insider Magazin Ausgabe1

43 den Ärzten erweitert und Facharzttermine zentral vergeben. Bei all dem Engagement sollte jedoch nicht vergessen wer- den, dass die Grundprobleme des Systems weiter bestehen bleiben. So wurde etwa die überfällige Reform des ärztlichen Vergütungssystems vorerst verschoben. Ein Plan dahinge- hend, die generationenfeste Finanzierungsplattform des Um- lagesystems neu aufzubauen, ist erst gar nicht angedacht. PKV: solide und zukunftsfähig Immerhin: Auch die Einführung eines rein staatlichen Kran- kenversicherungssystems als Bürgerversicherung wurde 2018 vorläufig verworfen. Stattdessen einigte sich die gro- ße Koalition auf die Rückkehr zur paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung ab diesem Jahr. Folg- lich bleibt auch weiterhin das bewährte Nebeneinander von GKV und PKV bestehen. Nichtsdestotrotz bleiben einzelne Skeptiker, die ein Ende der PKV in der Vollversorgung fordern. Die derzeitigen Rahmenbedingungen rund um die demogra- fischen Änderungen und das Niedrigzinsumfeld würden das Konzept der privaten Anbieter zu Fall bringen. Diesen Kritikern hält der PKV-Verband entgegen, dass die PKV-Branche trotz Niedrigzinsumfeld eine Nettoverzinsung von 3,5 Prozent erwirtschaftet hat. Im Zuge dessen haben die Alterungsrückstellungen der privaten Kranken- und Pflege- versicherung im ersten Halbjahr 2018 die Rekordmarke von 250 Mrd. Euro überschritten (siehe Abb. 1). Damit konnte sich die Demografie-Rücklage der Versicherten in den vergange- nen zehn Jahren mehr als verdoppeln (Ende 2007: 123,6 Mrd. Euro). Das Finanzierungssystem der PKV hat somit bisher be- wiesen, dass es generationsübergreifend stabil, vorausschau- end, innovativ und fortschrittlich ist. Beitragsbelastung steigt in der PKV langsamer als in der GKV Keine Frage: Etliche PKV-Gesellschaften mussten in den letz- ten Jahren ihre Tarife – teils deutlich – anpassen. Ein Zustand, der keinen Versicherten freuen wird. So nehmen verschiedene Faktoren, etwa medizinisch-technischer Fortschritt, allgemei- ne Inflation, steigende Lebenserwartung und eben das Zins- niveau, Einfluss auf die Beitragskalkulation. Diesbezüglich sind die Versicherungsunternehmen dazu verpflichtet, jedes Jahr aufs Neue die tatsächlichen Ausgaben in ihren Tarifen mit bestehenden kalkulierten Daten zu vergleichen und – falls nötig – Beitragsanpassungen vorzunehmen. Doch wie sieht die Welt der GKV-Versicherten bezüglich Bei- tragsbelastung aus? Auch hier beeinflussen die Folgen von Niedrigzins, medizinischem Fortschritt und Demografie Bei- tragssatzkalkulation und das System als Ganzes. Dennoch suggeriert der vielfach stabile Beitragssatz in der GKV fälsch- licherweise eine stabile Entwicklung. Wie das WIP kürzlich hierzu analysierte, sind die Beitragseinnahmen von 2009 bis 2019 pro Versicherten in der PKV um 32 Prozent und in der GKV gar um 38 Prozent angestiegen. Das entspricht im Schnitt einem Anstieg pro Jahr um 2,8 Prozent in der PKV und 3,3 Prozent in der GKV (siehe Abb. 2). „Die regelmäßi- ge Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und das hohe Wachstum der beitragspflichtigen Einkünfte in der GKV füh- ren in der Summe dort zu deutlich steigenden Beitragszah- lungen“, informiert das WIP in seiner Pressemeldung. Und auch die Kosten der GKV sind gegenüber der PKV stärker geklettert: „Im Schnitt sind die Ausgaben in den letzten zehn Jahren pro Jahr um 3,5 Prozent in der GKV und um 3,1 Prozent in der PKV gewachsen“, heißt es hierzu vom WIP. Kein Ende in Sicht Daneben sollte bei der ganzen Thematik rund um die PKV die dort gebotene Leistungsgarantie nicht vergessen werden. Während gewählte Leistungsinhalte der privat geschlosse- nen Verträge diesbezüglich auf Dauer festgelegt wurden, müssen GKV-Versicherte – wie in der Vergangenheit gesche- hen – etwaige Leistungskürzungen hinnehmen. Anknüpfend daran wird nicht erst seit gestern hinter verschlossenen Türen darüber diskutiert, welche versicherungsfremden Leistungen unter Umständen nicht mehr über das GKV-System finanziert werden sollen. Exemplarisch hierfür könnten Mutterschafts- und/oder Krankengeld auf dem Prüfstand stehen. Und auch beim Thema Zahnersatzfinanzierung gab es unlängst konkre- te Überlegungen, die aktuelle Leistungsbereitstellung sukzes- sive aus dem GKV-Katalog zu streichen, da zum Teil bereits eine steuerliche Anerkennung und somit „Refinanzierung“ über die Einkommensteuererklärung möglich ist. Fazit Schlussendlich zeigt sich, dass das kapitalgedeckte System der PKV mit Sicherheit kein Auslaufmodell ist. Die PKV bietet eine lebenslange Leistungsgarantie und ermöglicht eine The- rapiefreiheit der Ärzte frei von Budgetgrenzen. Als System- wettbewerber der GKV fördert die PKV die Leistungspotenzi- ale und den innovativen Fortschritt des Gesundheitssystems. Ohne die Finanzierungsstärke der PKV wird indes jedes Ge- sundheitsmodell zum kalkulatorischen Salto ohne doppelten Boden. Ein Aspekt, der auch im Kundengespräch nicht ver- nachlässigt werden sollte! << Nils Böttcher Krankenkassenfachwirt, Spezialist KV/PV - BCA AG E-Mail: nils.boettcher@bca.de Telefon: +49 6171 9150-222

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