insider 04/21

34 Kay Schelauske Freiberuflicher Finanzjournalist und Buchautor Diplom-Volkswirt E-Mail: Kay.Schelauske@t-online.de Telefon: +49 5607 2839850 Vertragslaufzeit ab. „Die Berufsunfähigkeitsversicherung wird insbesondere für junge Leute deutlich teurer, zum Teil um mehr als zehn Prozent“, präzisiert Bläsing. Während der Vorstandssprecher der VOLKSWOHL BUND Versicherun- gen den Preisanstieg zusätzlich mit neuen Invalidisierungs- wahrscheinlichkeiten begründet, verweist der Vertriebslei- ter bei der Alte Leipziger auf das gestiegene Eintrittsalter ab 2022. „Das Beitragsniveau bleibt durchschnittlich gleich. Für einige Berufsgruppen wird es günstiger, für einige teu- rer“, meint hingegen Holger Klose , Spezialist Produkt- und Serviceentwicklung Lebensversicherung bei der SIGNAL IDUNA. Der Barmenia-Vorstandsvorsitzende weist zudem darauf hin, dass die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) neue Tafeln für die BU-Versicherung veröffentlichen wird. „Ein Ab- schluss noch in diesem Jahr würde damit dem Kunden noch die aktuellen Rechnungsgrundlagen sichern“, betont Walter und ergänzt: „Grundsätzlich gilt: Der zeitige Einstieg in diesen zentralen Versicherungsschutz ist existenzsichernd.“ Auch Bläsing liegt die Absicherung dieses Lebensrisikos am Her- zen, er appelliert: „Versuchen Sie, Ihre Kunden noch in diesem Jahr zur BU-Versicherung zu beraten.“ Prüfauftrag an bAV-Berater „Für Makler bietet sich durch die anstehenden Veränderungen eine hervorragende Chance, wieder mit ihren Firmenkunden an einen Tisch zu kommen. Durch die Senkung des Höchst- rechnungszinses wird es zu zahlreichen Tarifschließungen für das Neugeschäft kommen“, hebt der Vorstandssprecher der VOLKSWOHL BUND Versicherungen weiter hervor. So sind bAV-Berater gefordert zu prüfen, ob insbesondere Ver- sorgungsordnungen und Informationsbroschüren für Arbeit- nehmer angepasst werden müssen. Denn Ex-Bundesfinanz- minister Olaf Scholz hat weder die Riester-Rente noch die vielfach erteilte Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML) von den Garantiezwängen befreit, was mit Blick auf den sin- kenden Rechnungszins eigentlich geboten gewesen wäre. Die Konsequenz: Laut DAV-Berechnungen würde es künftig bei herkömmlichem Kostenansatz über 100 Jahre dauern, bis eine garantierte Leistung in Höhe der eingezahlten Beiträge erreicht werden kann. „Deshalb wird es derart hohe Garantien bei bAV-Angeboten nicht mehr geben. Dies sollte möglichst bald mit Firmenkunden besprochen werden, um auch hier noch 2021 agieren zu können“, bestätigt Sattler von der Alte Leipziger. Die Allianz bietet daher im Neugeschäft bereits seit Juli dieses Jahres keine BZML bei Direktversicherungen in der bAV an. Bei bestehenden Verträgen auf Basis einer BZML bleibt hingegen noch bis Ende 2022 Zeit, Versorgungsordnungen und Be- triebsvereinbarungen entsprechend anzupassen. Gleichzeitig zeichnet sich in der bAV derselbe Trend ab, wie er bereits in der privaten Altersvorsorge verstärkt zu beobachten ist: mehr Freiheiten bei der Kapitalanlage durch eine Absenkung von Garantieniveaus. „Dabei richtet sich der Fokus noch stärker auf die Zusageart der beitragsorientierten Leistungszusage, die flexibel verschiedene Garantieniveaus ermöglicht“, sagt der Vertriebsvorstand des Lebensversicherers. Welche Bereiche bestimmen das Jahresendgeschäft? Sind das auch die Produktbereiche, die der Branche in den letzten Monaten des Jahres vertrieblichen Rückenwind ge- ben werden? Teils, zudem setzen die Versicherer und Makler durchaus unterschiedliche Schwerpunkte. Die Alte Leipziger und SIGNAL IDUNA nennen hier den BU-Schutz, ebenso der VOLKSWOHL BUND, ergänzend zu Rentenversicherungen. Die Barmenia verweist auf die Sparte Lebensversicherungen, die bAV und bringt die Basisrente ins Spiel: „Zum Jahresende sind die traditionellen Aktionen zum Anlegen der Gewinnü- berschüsse, Tantiemen und Einmalanlagen im Rahmen des Höchstbetrages zu den Vorsorgeaufwendungen weiterhin wichtig“, sagt Klose. Die Allianz rechnet auf drei Feldern nicht nur in diesem Jahr, sondern auch darüber hinaus mit Wachs- tumsimpulsen: Fonds- und Hybridkonzepte in der privaten Altersvorsorge, die bAV als „Grundstock für ein zusätzliches Einkommen“ und die Arbeitskraftsicherung wie überhaupt das Thema Gesundheit. Angesichts ihrer stagnierenden Verbreitung und ungewissen Zukunft spielt die Riester-Rente offenbar keine Rolle. Denn keiner der Produktanbieter erwähnt die Förderrente in die- sem Zusammenhang. Gleichwohl heben die Versicherer den Daumen für einen etwaigen Einstieg. So betont zum Beispiel der Vorstandsbeauftragte der Barmenia: „Ein Einstieg in die Förderrente lohnt sich auch jetzt noch für alle zulagenberech- tigten Personen.“ Aber das Nichthandeln des Gesetzgebers macht die Räume für die Produktanbieter deutlich enger. In- folgedessen hat sich eine Reihe von Anbietern inzwischen aus diesem Geschäft verabschiedet, andere haben am Tarif geschraubt. „Wir planen, ab dem nächsten Jahr einen Ries- ter-Tarif in Form der klassischen Variante unserer Indexrente Klassik modern anzubieten“, sagt Bläsing vom VOLKSWOHL BUND und fügt hinzu: „Das würde dann aus kalkulatorischen Gründen nur als Nettotarif möglich sein.“ <<

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