insider 04/21
32 Besser starten statt warten In den Unternehmenszentralen von Lebensversicherern hält man das für eine schlechte Idee: „Es bringt nichts zu warten. Die falscheste Entscheidung bei der Vorsorge ist, nicht damit zu beginnen“, sagt Dr. ThomasWiesemann , Vorstand Vertrieb bei der Allianz Lebensversicherung. „Zeit ist Geld! Je früher man mit der Altersvorsorge beginnt, desto besser. Denn über den Zin- seszinseffekt kann man die Rentenlücke mit geringeren Beiträ- gen schließen“, begründet Matthias Sattler, Leiter Vertrieb bei der Alte Leipziger Lebensversicherung. Anders ausgedrückt: Jedes Jahr, das ungenutzt verstreicht, ist für den finanziellen Vermögensaufbau im Ruhestand verloren. Der ausgebliebene Kapitaleinsatz lässt sich dann nur durch entsprechend höhere Beitragszahlungen und/oder Erträge ausgleichen. „Abzuwarten, bis staatliche Reformen geplant und umgesetzt sind, ist hier nicht der richtige Weg“, bestätigt Dietmar Bläsing , weshalb es bei der privaten Altersvorsorge kein „zu früh“ gebe. Der Sprecher der Vorstände der VOLKSWOHL BUND Ver- sicherungen betont vielmehr: „Eine Beratung hier und jetzt, darin sehe ich die richtige Weichenstellung, denn Makler ha- ben heute schon eine attraktive Auswahl an Produktlösungen, mit und ohne Förderung, mit denen sie das Einkommen ihrer Kunden im Alter an den gewohnten Lebensstandard anpassen können.“ Norbert Walter , Vorstandsbeauftragter der Barmenia Lebensversicherung, verweist darauf, dass staatliche För- derungen über Produkte der ersten und zweiten Säule auch im Jahr 2022 noch angeboten werden. „Die Überlegungen zu einem staatlich geführten Aktienfonds oder Bürgerfonds werden aus meiner Sicht auch nicht ersetzend, sondern eher ergänzend eingeführt werden“, sagt Walter. Und sollte sich die Politik doch von einem Vorsorgeprodukt verabschieden wollen, wird allgemein davon ausgegangen, dass es für die betroffenen Kunden Bestandsschutz geben würde. Derzeit führen einige Versicherer noch einen dritten Grund ins Feld, warum es ratsam sei, noch in diesem Jahr aktiv zu wer- den: die vom Bundesfinanzministerium beschlossene Absen- kung des Höchstrechnungszinses von 0,9 auf 0,25 Prozent. Sie macht die Einführung eines neuen Tarifwerks in der Ren- tenversicherung erforderlich und betrifft alle Leben-Produkte. Laut Barmenia ist der Rechnungszins für die Rentenversiche- rungen als ein Parameter zur Berechnung des Rentenfaktors oder implizit zur Ermittlung des Garantiekapitals kalkulations- relevant. Der Vorstandsbeauftragte der Barmenia betont da- her: „Damit die jetzigen Rechnungsgrundlagen entsprechend gesichert werden können und der sicherheitsorientierte Kun- de eine 100-Prozent-Beitragserhaltungsgarantie erhält, ist ein Abschluss 2021 erforderlich.“ Auch der Vorstandsspre- cher der VOLKSWOHL BUND Versicherungen meint, dass der „geänderte Rechnungszins in jedem Fall ein guter Anlass [ist], den Abschluss einer privaten Rentenversicherung nicht mehr auf die lange Bank zu schieben und noch in diesem Jahr Nägel mit Köpfen zu machen“. Garantiezins ist nicht mehr zeitgemäß „Es ist grundsätzlich ratsam, für die Zukunft vorzusorgen und über eine private Renten- versicherung ein zusätzliches Einkommen im Alter sicherzu- stellen“, bestätigt der Allianz- Vertriebsvorstand, schränkt aber sogleich ein: „Es ist zugleich nicht mehr zeitgemäß, sich am Garantiezins zu orientieren.“ So setzt der Lebensversicherer seit Jahresbeginn bei der Altersvor- sorge auf Lösungen mit ange- passten Garantien, die je nach Kundenwunsch am Ende der Ansparphase auf einem Niveau von mindestens 90, 80 oder 60 Prozent der gezahlten Beiträge
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