insider 04/21
16 © Juststocker - stock.adobe.com wende sein könnte. In der Summe sind US-Aktien, insbesondere Tech-Werte, für langfristig orientierte Investoren durchaus eine Überlegung wert. Doch was macht der „Feind“ im Osten? Schlagwort Ganzheitlichkeit zentral! Fakt ist, dass der Wettbewerb zwi- schen den beiden größten Volkswirt- schaften der Welt Anleger allein schon wegen der ganzheitlichen Bedeutung betrifft. Bis 2035 will China sein Brutto- inlandsprodukt verdoppeln und die USA als Nummer eins überflügeln. Doch der wirtschaftliche Wettkampf ist eine Sa- che, dahinter steht der Anspruch auf die technologische Vorherrschaft. Peking verfolgt vergleichsweise unbeirrt sei- nen Weg – auch bezüglich der Digital Silk Road. Hinsichtlich der weiteren Ent- wicklung des Aktienmarkts ist Potenzial vorhanden. In der ersten Jahreshälfte 2021 entwickelten sich chinesische Ak- tien aber nur schwach. Die zunehmend aggressivere Außenpolitik könnte inter- nationale Konflikte befördern. Wachs- tumsraten wurden relativiert, obgleich sie immer noch auf einem hohen Niveau sind. Und die Regierung greift durch. Insbesondere gegenüber den großen, mächtigen Konzernen. „Vor dem Hintergrund gestörter globa- ler Lieferketten, steigender Inflations- tendenzen sowie Regulierungsbemü- hungen der chinesischen Regierung wachsen zum aktuellen Zeitpunkt auch die Bedenken seitens der Anleger. Für uns kommt dieser plötzliche Stim- mungsumschwung jedoch überra- schend. Viele der neuen Regulierungen dürften nur begrenzte Auswirkungen haben – auf Unternehmen aus den Be- reichen Immobilien, Essenslieferservice und Internet. Prinzipiell sind die meisten Vorschriften aber nicht mehr als eine Wiederholung früherer Vorschriften, die von der Regierung und den staatlichen Medien seit Jahren angekündigt und sogar in den sozialen Medien diskutiert werden“, sagt Jasmine Kang , Portfolio- managerin bei Comgest. Derweil spitzte sich im September die Lage in Chinas Immobiliensektor zu. Mit Evergrande gerät einer der größten Bauträger des Landes besonders unter Druck. Die chinesische Zentralbank hat enorme Liquidität in das Bankensystem gespeist, um den wachsenden Sorgen am Markt entgegenzuwirken. Droht ein Kollaps? Eher nicht, so der allgemeine Konsens. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass das kommende Jahrzehnt ganz im Zeichen der asiatischen Vormacht- stellung steht. „Schon jetzt zeigt China seine ‚China first‘-Politik, indem viele Komponenten, u. a. Halbleiter, zuerst im Land verarbeitet werden, bevor sie exportiert werden. China wird sowohl ökonomisch als auch politisch das neue Schwergewicht am Ende des Jahr- zehnts sein“, bemerkt vom Schemm. Megathemen halten an Das Thema ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) gewinnt welt- weit an Bedeutung. Dabei erscheint es zunehmend wichtiger, das Akronym als eine Einheit zu verstehen, abzubilden und zu leben. Die sozialen Herausfor- derungen, mit denen sich die Gesell- schaft heute auseinandersetzen muss, der Umgang mit- und untereinander etc. – drängende Fragen, die Antworten benötigen. Auch dem „G“ i. S. v. Unter- nehmensführung muss die Finanzwirt- schaft eine zentrale Bedeutung bei- messen. Governance ist eine wichtige Quelle der Widerstandsfähigkeit von Unternehmen, das hat sich auch wäh- rend der Pandemie gezeigt. Sie betrifft zentral auch Offenlegungsstandards zur Unabhängigkeit und Vergütung von Vorständen sowie Richtlinien gegen Bestechung, Geldwäsche und Korrupti- on. Folglich ist und bleibt nachhaltiges Investieren ein zentraler Treiber der In- vestmentlandschaft. Ein Blick auf die Statistik verdeutlicht das. So verwaltete die Fondsbranche laut BVI zur Jahresmitte 361 Mrd. Euro in nach- haltigen Fonds. 251 Mrd. Euro waren in Publikumsfonds allokiert. Als nachhal- tig gelten Artikel-8-Fonds (Fonds mit Nachhaltigkeitsstrategie) und Artikel- 9-Fonds (Impact-Fonds) gemäß EU- Offenlegungsverordnung. Nachhaltige Fonds konnten auch im zweiten Quar- tal satte Zuflüsse in Höhe von mehr als 10 Mrd. Euro verbuchen. Und ein Blick in die Schlagzeilen verrät: Keine Woche vergeht ohne neue Produkte mit ESG/ Impact-Schwerpunkt. „Darüber hinaus bieten innovative Technologien, Bio- und Medizintechnologie sowie börsengehan- delte Infrastruktur über die nächsten Jahre besondere Investitionschancen“, fügt Rolf Kieckebusch , Vorstand Kirix Vermögensverwaltung AG, an. Viele In- novationen, z. B. innerhalb der Biotech- nologie und Diagnostik, wurden durch die Pandemie zusätzlich beschleunigt. Ausblick Mit Blick auf die kommenden Monate dürfte insbesondere Aktieninvestoren nicht angst undbangewerden. Vielleicht geht es nicht mehr so stromlinienförmig nach oben. Aber die Rahmenbedingun- gen für weitere Kurssteigerungen sind noch intakt. Europa könnte weiter zu den USA aufholen, wenn die europäi- sche Konjunktur nicht nachlässt. Bei ei- nem leichten Abschwung ständen wie- derum die bis dato sehr gut gelaufenen Small und Mid Caps unter Druck. Asien bleibt ein „place to be“. Darüber hinaus dürfte ESG auch die unmittelbare Zu- kunft mitbestimmen. <<
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