insider 04/21

fen, dass andere Themenschwerpunkte wie CO 2 -Reduzierung, Mindestlohn, Tempolimit und Co. eher im Fokus stehen als un- sere Branchenthemen. Eine Ausnahme bildet die Debatte um die Altersvorsorge in allen drei Säulen. Das wird sicherlich ein heißes Eisen werden, bei dem wir die Interessen unserer Mit- gliedsunternehmen aktiv in den politischen Entscheidungsprozess einbringen möchten.“ Auch Rottenbacher glaubt nicht an ein „Ein- knicken“ der FDP: „Die FDP geht aus unse- rer Sicht ziemlich selbstbewusst in die Son- dierungen/Koalitionsverhandlungen. Jede Partei wird auf jeden Fall ihre Kernthemen durchzusetzen versuchen, um ihren Mitglie- dern und Wählern einen Koalitionsvertrag schmackhaft machen zu können. Hier müs- sen die Grünen mit Klimathemen punkten, sonst können sie keine Koalition eingehen. Bei Jamaica sehen wir daher eher Chancen, dass CDU gemeinsam mit CSU und FDP sich mit ihren Wirtschafts- und Finanzthe- men durchsetzen werden.“ Nicht warten, machen! Einig sind sich die Verantwortlichen, dass die Politik rasch reagieren muss, um eine handlungsfähige Regierung zu bilden. End- lose Sondierungsgespräche und Koalitions- verhandlungen sollten sich die politischen Entscheider ebenso wenig erlauben wie Diskussionen um etwaig belanglose Ne- benaspekte und Klein-Klein-Themen. „Lie- ber jetzt die Aufbruchsstimmung nutzen, sich gemeinsam auf den Weg machen und das dringend benötigte Modernisierungs- jahrzehnt einläuten, als wieder monatelang einen 174-seitigen Koalitionsvertrag aus- zuhandeln, der das Papier nicht wert ist, auf dem er geschrieben ist!“, so Klein. Laut VOTUM-Vorstand geht es darum die gro- ßen Herausforderungen anzugehen: Klima- schutz, Multilateralismus, Freihandel, aber auch Rente und Bürokratieabbau. „Dabei muss die Rückbesinnung auf die entfes- selnden Kräfte der sozialen Marktwirtschaft im Fokus der politischen Entscheidungs- träger stehen“, betont Klein. Des Weiteren rät Rottenbacher in Bezug auf die künftige Verbandsarbeit: „Wir sollten vorsichtig mit öffentlichen Forderungen und Einschätzun- gen sein. Der Ablauf der Sondierungen und Koalitionsverhandlungen wird dieses Mal nach anderen Regeln ablaufen. Das sollten wir beachten.“ << und FDP besser zu den Interessen der unabhängigen Ver- mittler passt.“ Klein betont diesbezüglich: „Der Ball liegt nun erst einmal im Spielfeld der SPD und Olaf Scholz, da sie die stärkste Kraft im neuen Bundestag sein wird. Entscheidend ist, ob und inwiefern sich FDP und Grüne inhaltlich annähern kön- nen. Die dadurch entstehende Gefahr, sich im machtpolitischen Klein-Klein zu verlieren, muss unbedingt verhindert werden.“ Dennoch sind beide Verbände positiv ge- stimmt, dass man sowohl mit der Ampel- Koalition als auch mit einem Jamaika-Bünd- nis konstruktiv im Interesse der jeweiligen Mitgliedsunternehmen zusammenarbeiten kann. „Als Branchenverband der Finanz- vertriebe hoffen wir natürlich, dass ins- besondere das Bundesfinanzministerium von politischen Vertretern mit einem klaren marktwirtschaftlichen Kompass besetzt werden wird. Ob es so kommen wird, bleibt abzuwarten“, so Klein. Knickt die FDP ein? Wichtig für das künftige Branchengesche- hen dürfte sein, inwieweit sich die FDP mit ihren positiven Einstellungen und Zielen in Bezug auf die Versicherungs- und Finanz- beratung in die Verhandlungen einbringen kann. Direkt nach der Wahl erklärte der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner in der sog. Berliner Runde, dass 75 Pro- zent der Deutschen die Partei des künftigen Bundeskanzlers nicht gewählt hätten. Dies- bezüglich wäre es sinnig, wenn zuerst die beiden Parteien FDP und Grüne gemeinsa- me Gespräche führten, inwieweit es Koali- tionsmöglichkeiten gebe. Doch werden sich Grüne und FDP in Bezug auf ihre Vorhaben einigen können? Und besteht die Gefahr, dass die FDP ihre bisherige Verteidigung zu Punkten wie Bürgerversicherung, Provi- sionsdeckelung etc. quasi als „Kompromiss- masse“ für eigene Ziele „opfert“? „In der parlamentarischen Demokratie hat Politik immer mit Kompromissfähigkeit zu tun. Und das ist gut so. Es bleibt abzuwar- ten, wie sich die Sondierungs- und Koaliti- onsverhandlungen entwickeln werden. Die klaren Zusagen der FDP vor der Bundes- tagswahl hinsichtlich Vertriebsvergütung, Regulierungsmoratorium und Co. stimmen uns jedoch positiv“, so Klein. Der VOTUM- Vorstand weiter: „Darüber hinaus ist zu hof- © andreas klingberg fotograf / VOTUM Verband 11

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1Mzk2Nw==