insider_03_2021

Ansonsten muss noch berücksichtigt werden, dass nicht alles in der Form umgesetzt werden muss, wie es vorab deklariert wird. Nach dem Wahlprogramm ist vor den Koalitionsver- handlungen. Und bei den aktuellen Wahlprognosen können wir von zähen Koalitionsverhandlungen ausgehen. „Das be- deutet, dass die nun aufgestellten Forderungen sicher noch einmal geschliffen werden“, sagt Rottenbacher und erklärt mit Blick auf das Wahlergebnisse bzw. kommende Koalitionsge- spräche: „Wir kennen das aus der Vergangenheit: In nächt- lichen Sitzungen kommen dann eventuell noch Beschlüsse überraschend hinzu oder Forderungen werden gestrichen. Das Wort ‚Kuhhandel‘ schießt einem da fast unvermeidlich durch den Kopf.“ Sicher ist: Die Branchenverbände haben bereits jetzt klar ihre Erwartungen und Positionen an die neue Bundesregierung formuliert (siehe: www.bundesverband-finanzdienstleistung. de und www.votum-verband.de ) und werden sich dement- sprechend für das Gros der Vermittler einsetzen. << © sp4764 - stock.adobe.com dachten Vorschlag nicht zu erkennen. Auch soll die bisherige Wahlfreiheit der Arbeitnehmer im Bereich der geförderten Altersvorsorge – also Versicherung, Investmentfonds, Spar- plan oder Wohnimmobilie – als Anlageziel offenbar massiv eingeschränkt werden. Eine solche vermittler- wie verbrau- cherfeindliche Positionierung war von CDU/CSU eigentlich nicht zu erwarten“, so Klein. Der VOTUM-Vorstand weiter: „Die Politik ist offenbar nicht in der Lage, aus Fehlern zu lernen. Schon bei der Einführung der Riester-Rente meinte man, ohne die Unterstützung von Vermittlern Produkte im Markt platzieren zu können. Dies ist gescheitert und Riester wurde erst zu einem Erfolg, als auch ein angemessener Kostensatz für die Durchführung der not- wendigen Beratung Berücksichtigung fand. Ein obligatori- sches Standardprodukt kann nicht die Lösung für die höchst unterschiedlichen Erwerbsbiografien von 45 Mio. Erwerbstä- tigen sein. Gerade die Leistung des qualifizierten Versiche- rungsvermittlers bei der Ermittlung der Vorsorgelücke unter Berücksichtigung der individuellen Umstände des einzelnen Verbrauchers wird von der Politik maßlos unterschätzt.“ Und Rottenbacher erklärt: „Es kann aus unserer Sicht nicht sein, dass unsere Branche in den letzten 15 Jahren eine Re- gulierung nach der anderen durchlaufen hat, die stets den Verbraucherschutz durch verbesserte Beratungs- und Do- kumentationsleistungen als Ziel hatte, und nun der Gesetz- geber allen Bürgern Finanzdienstleistungsprodukte faktisch beratungsfrei andienen möchte. Wir glauben an den mündi- gen Verbraucher, dessen Bedürfnisse so individuell sind, dass Standardlösungen hier schlicht nicht passen. Insbesondere nicht, wenn der Staat diese Produkte entwickelt und betreibt. (…) In der Altersvorsorge brauchen wir ein gefördertes Pro- dukt, das die sinkenden Leistungen aus der gesetzlichen Ren- te zumindest abmildern kann. Die Politik hat sehenden Auges die Riester-Rente gerade zerstört, was für 16 Mio. Deutsche, die einen Riester-Vertrag haben, einen Schlag ins Gesicht be- deutet. Aber: Diese Haltung zerstört auch das Vertrauen in ein mögliches Nachfolgeprodukt – wie auch immer es heißen mag. Und wir brauchen eine Alternative. Aber eine, die weni- ger bürokratisch ist und die weiter auf Beratung setzt. Ein rein digitales Produkt mit Opt-out-Möglichkeit lehnen wir aus den oben genannten Gründen ab.“ Es bleibt spannend Schlussendlich entscheiden die Wähler, welcher Kurs künf- tig eingeschlagen werden soll. Bei den Vermittlern hatten bei einer kürzlich stattgefundenen Umfrage des AfW die FDP mit 46 Prozent deutlich die Nase vor. Es folgt mit Abstand die CDU/CSU mit 23 Prozent – im November hatte die Union noch 37 Prozent (siehe Infografik). 17 Quelle: AfW Sonntagsfrage 2021 – www.bundesverband-finanzdienstleistung.de (AfW) – 06/2021 10% 10% 23% 3% 2% 6% 46% Bündnis 90/Die Grünen AfD Sonstige SPD CDU/CSU Die Linke FDP Sonntagsfrage 2021: „Wenn heute Bundestagswahl wäre, wen würden Sie wählen?“

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