insider_03_2021
© Artenauta - stock.adobe.com in Blick in dieWahlprogramme verdeutlicht: Die Parteien möchten künftig einiges ändern. Von Abschaffung des bewährten Beratungsangebots mitsamt vorhandenem dualen Vergütungsmodell wird ebenso gesprochen wie vom Einstampfen der Riester-Rente oder dem Aus für das duale Krankenversicherungssystem bzw. der Rentenversicherungs- freiheit für Selbstständige. Auf die Berufs- und Interessenver- bände der Finanz- und Versicherungsprofis wartet mutmaß- lich viel Arbeit – denn beinahe jede Partei listet Vorschläge auf, die gravierende Folgen für die Vermittler haben dürfte. „Bei VOTUM analysieren wir vor jeder Wahl die Wahlpro- gramme aller Parteien, die eine realistische Chance auf eine Regierungsbeteiligung haben – so auch in diesem Jahr“, be- richtet Martin Klein . Sein Resultat: „Auch wenn die folgende Aussage wie Wahlwerbung klingen mag, so muss man doch klar konstatieren: Nur im Wahlprogramm der FDP finden sich keine für die Vermittlerbranche nachteiligen Positionen und Vorhaben. Bei allen anderen Parteien – auch bei CDU/CSU – finden sich Positionen wieder, deren Umsetzung erhebliche Auswirkungen auf unsere Branche hätten.“ Auf dem Weg zur Bürgerversicherung? Auch die Bürgerversicherung wurde wieder aus der Schub- lade hervorgegraben. Bereits vor rund zehn Jahren stellte Am 26. September 2021 findet die Bundestagswahl 2021 statt. Mit markanten Forderungen oder Zielvorhaben trommeln die Parteien im Vorfeld ordentlich, um entsprechend Wähler zu gewinnen. Na- turgemäß sind es auch Finanz-, Renten- und Gesundheitsthemen, die im Fokus der Politiker stehen – somit Bereiche, die viele Men- schen bewegen. Die insider-Redaktion hat Frank Rottenbacher, Vorstand des Bundesverbandes Finanzdienstleistung AfW e. V., und Rechtsanwalt Martin Klein, Vorstand des VOTUM Verbandes, zu ausgewählten Punkten aus den Wahlprogrammen um ihre Ein- schätzung gefragt. der damalige gesundheitspolitische Sprecher der SPD, Karl Lauterbach, das modernisierte Krankenversicherungskonzept „Bürgerversicherung“ vor. Das Ziel: die erstmalige Schaf- fung echter Parität bei der Finanzierung. Was sich damals nicht durchsetzen konnte, findet sich nunmehr wieder in den Wahlprogrammen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Letztgenannte begründen dies in ihrem Programmentwurf „DEUTSCHLAND. ALLES IST DRIN.“ mit den Worten: „Ge- setzlich Versicherte warten länger auf Termine bei Fachärz- ten, und viele privat Versicherte können sich die hohen Prä- mien nicht mehr leisten. Von dieser Zwei-Klassen-Medizin profitieren wenige, zum Nachteil vieler. Unser Ziel ist eine solidarisch finanzierte Bürgerversicherung, in der jeder unab- hängig vom Einkommen die Versorgung bekommt, die er oder sie braucht.“ Hierbei bezieht die Bürgerversicherung alle in die Finanzie- rung des Versicherungssystems ein. Auch Beamte, Selbst- ständige, Unternehmer und Abgeordnete beteiligen sich mit einkommensabhängigen Beiträgen. Neben Löhnen und Gehältern sollen Beiträge auf Kapitaleinkommen erhoben werden. Des Weiteren wird der Wegfall der Beitragsbemes- sungsgrenze angedacht. Es wäre mehr als eine Herausforde- rung für die private Krankenversicherung und gleichzeitig die Abschaffung des dualen Systems. „Wir sehen das Thema Bürgerversicherung sehr kritisch. Der PKV-Verband hat ermittelt, dass die Versorgung von Patien- ten in Ländern mit einer ‚Einheitskasse‘ wie Großbritannien, Frankreich oder den Niederlanden deutlich schlechter als in Deutschland sei. Und wenn die Beitragsbemessungsgrenze wegfallen sollte, kämen höhere Kosten auf die Arbeitgeber zu. Nichts, was wir in Pandemiezeiten gebrauchen könnten“, so Frank Rottenbacher . Und Klein erklärt in diesem Zusammenhang: „Gerade die Positionierung der Grünen scheint für mögliche Koalitions- verhandlungen im Herbst dieses Jahrs von großer Relevanz 15
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjM1ODQz